1913 hat die Gemeinde St. Moritz die private Gesellschaft für elektrische Beleuchtung übernommen und das Elektrizitätswerk (EW) St. Moritz geschaffen. Heute produziert es unter dem Namen St. Moritz Energie Strom für St. Moritz und Celerina. Die Geschichte des elektrischen Lichts hat allerdings schon 35 Jahre vorher begonnen: 1878 installierte der Samedaner Hotelpionier Johannes Badrutt oberhalb seines «Kulm»-Hotels in St. Moritz die erste Elektrizitätsanlage der Schweiz und sorgte mit seinen festlich beleuchteten Belle-Epoque-Sälen für Furore.
Weder in Zürich, Bern noch Genf, sondern hier in St. Moritz erstrahlte das erste elektrische Licht der Schweiz.
Dies zeugt von der Weltoffenheit und dem wegweisenden Pioniergeist, der im Oberengadiner Kurort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschte.
Milestones 1878 bis heute
Hotelpionier Johannes Badrutt bewundert an der Pariser Weltausstellung eine elektrische Beleuchtungsanlage. Er ist derart fasziniert davon, dass er noch im selben Jahr in St. Moritz eine kleine Wasserturbine in Betrieb nimmt. Bereits am 18. Juli 1879 erstrahlen im Speisesaal des Kulm Hotels einige elektrische Kohlebogenlampen.
Die Touristen gewöhnen sich an die Vorteile der Elektrizität. Um die Stromversorgung auch im Winter sicherzustellen, entscheidet sich Johannes Badrutt, das fliessende Inn-Wasser zu nutzen. Dazu errichtet er ein neues Kraftwerk am Ausgang der Innschlucht.
Caspar Badrutt, Sohn von Johannes Badrutt, und Alfred Robbi, der damalige Gemeindepräsident von St. Moritz, gründen die erste „Aktiengesellschaft für elektrische Beleuchtung“. Sogleich nach der Konzessionserteilung wird in der Innschlucht, etwas oberhalb des Kulmwerks, mit dem Bau einer weiteren Zentrale begonnen.
Die Gemeinde St. Moritz entscheidet sich für den Bau einer elektrischen Strassenbahn zwischen St. Moritz Dorf und St. Moritz Bad. Die Tramlinie ist 1'700 Meter lang, hat eine maximale Steigung von 66.2 Promille und wird mit Gleichstrom aus dem oberen Charnadürawerk versorgt.
Nach Ablauf des Konzessionsvertrages mit der Gemeinde St. Moritz macht diese 1913 ihr Rückkaufsrecht geltend und erwirbt sämtliche elektrischen Anlagen der Aktiengesellschaft für elektrische Beleuchtung. Die Gemeinde gründet am 1. April 1913 das Elektrizitätswerk St. Moritz als Nebenbetrieb – eine Organisationsform, die bis heute besteht.
Das Elektrizitätswerk St. Moritz baut das neue Kraftwerk Islas. Die entsprechende Konzession wird auf die Dauer von 60 Jahren erteilt. Die Zentrale ersetzt die beiden bestehenden Anlagen in der Charnadüraschlucht.
Die Bauarbeiten für die Wasserspeicherung im Silser- und Silvaplanersee erhöhen die Winterproduktion 1947/48 von den früheren 80’000 kWh auf neu 400’000 bis 450'000 kWh.
Als Antwort auf den steigenden Energieverbrauch baut das Elektrizitätswerk St. Moritz das neue Unterwerk Islas. 1962 nimmt es den Betrieb auf und verringert den Bedarf an Fremdenergie.
Am 2. November erfolgt die Schlüsselübergabe des neuen Verwaltungsgebäudes in Punt da Piz, das direkt an den Werkhof angebaut ist. Endlich ist der ganze Betrieb unter einem gemeinsamen Dach untergebracht.
Nach rund zweijähriger Vorbereitungsphase wird am 29. Februar 1992 die neue Netzleitstelle eröffnet. Dies ermöglicht, auch abgelegene Stationen rund um die Uhr zu überwachen und nötigenfalls ferngesteuert einzugreifen.
Das Elektrizitätswerk St. Moritz erweitert sein Versorgungsgebiet und übernimmt alle Anlageteile der Bündner Kraftwerke, die auf St. Moritzer Boden liegen.
Das Kraftwerk Islas wird erneuert und auf den neusten Stand der Technik gebracht. Drei Francis-Turbinen erhöhen die Jahresproduktion und ermöglichen rund 20 Prozent des Stromverbrauchs in St. Moritz und Celerina abzudecken.
Das Elektrizitätswerk St. Moritz wechselt seinen Namen in St. Moritz Energie. Das neue Firmenlogo unterstreicht die Positionierung am Markt und die regionale Verankerung.
St. Moritz Energie baut den neuen Energieverbund St. Moritz Bad. Einzelne Gebäude, wie das neue Hallenbad OVAVERVA, werden an das Fernwärmenetz angeschlossen. Als Energiequelle dienen die Wärme des St. Moritzersees sowie die Abwärme der Eisarena Ludains.
2016 realisiert St. Moritz Energie zwei neue Wohngeschosse mit elf Wohnungen und gestaltet Teile der Verwaltung attraktiver und kundenfreundlicher. Die senkrecht auf dem Dach vom eigenen Wohngebäude aufgestellten Solarmodulen produzieren sowohl über die Vorder- als auch Rückseite der Solarzellen Elektrizität. Dies ist eine der ersten bifazialen Solaranlagen in der Schweiz.
Das neue Unterwerk Islas ist für die Sicherheit der lokalen Elektrizitätsversorgung von zentraler Bedeutung. 55 Jahre nach dessen Erstellung und nach über einem Jahr Arbeit, ist die neue Anlage seit dem 26. November 2018 wieder in Betrieb.
St. Moritz Energie und Swisscom erstellen eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur (FTTH, Fiber To The Home) für Telekommunikationsdienste, um in St. Moritz und Celerina rund 9'200 Nutzungseinheiten (Wohnungen, Geschäfte, Betriebe, usw.) an ein diskriminierungsfreies Glasfasernetz anzuschliessen.